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Diagnostik des Post-Polio-Syndroms

  • Autorenbild: ASPr-SVG
    ASPr-SVG
  • 20. Juni
  • 2 Min. Lesezeit

Die Diagnostik des Post-Polio-Syndroms PPS beruht im Wesentlichen auf einer ausführlichen Anamnese und einer gründlichen körperlichen Untersuchung, inklusive eines neurologischen und orthopädischen Status. Die Diagnose eines Post-Polio-Syndroms ist stets eine Ausschlussdiagnose, die bisher als solche nicht beweisbar ist. Diagnose Zur differentialdiagnostischen Abgrenzung gegenüber klinisch ähnlich aussehenden, anderen neurologischen und muskulären Erkrankungen können verschiedene Untersuchungs- und Laborverfahren oft eine grosse Hilfe sein. Dabei kommen sowohl radiologische (CT, Kernspintomografie), elektro-physiologische (EMG, EEG), sonografische, histologische als auch labormedizinische Untersuchungsverfahren zum Einsatz. Im Rahmen einer Verlaufskontrolle des Post-Polio-Syndroms können muskuläre Überlastungen oft an einer Erhöhung der CK-MM Werte im Serum erkannt werden.


Folgende Punkte können bei der klinischen Anamnese und Untersuchung zur Diagnostik eines PPS hilfreich sein

1. In der Anamnese wird eine Polio-Erkrankung angegeben.

2. Nach der akuten Erkrankung trat eine Besserung ein.

3. Es folgte eine stabile Phase von mindestens 10 Jahren.

4. Akut oder schleichend treten neue Beschwerden bzw. eine Verschlechterung auf wie: o abnorme Ermüdung und Erschöpfung o neue Muskelschwächen und Muskelatrophien o diffuse Muskel-, Gelenk- und Nervenschmerzen o aussergewöhnliche Kälteintoleranz resp. Wärmeintoleranz bei Sommerhitze o Schluck- und Atemprobleme (nächtliche Schlafapnoe) o Atemprobleme nach einer Vollnarkose, sofern bei Wahl und Dosierung der Narkosemittel die durchgemachte Polio nicht berücksichtigt wurde

5. Die neurologische Untersuchung ist mit einer vorangegangenen Poliomyelitis vereinbar.

6. Alle anderen Diagnosen als Erklärung der neuen Beschwerden können hinreichend sicher ausgeschlossen werden.


Neurologisch-klinische Befunde Bei der Erhebung des Initialstatus vor einer physiotherapeutischen Behandlung fallen in der Regel folgende Befunde besonders ins Auge:

1. Ein sehr buntes Bild stets schlaffer Paresen, wobei das Lähmungsmuster nicht symmetrisch, sondern gemischt und meist proximal betont ist. Beim PPS können auch andere, von der früheren Poliomyelitis klinisch nicht befallene, Muskeln betroffen sein. Es wird diskutiert, dass es sich dabei um Muskelgruppen handeln könnte, die subklinisch, also nicht sichtbar, von der Poliomyelitis befallen waren.

2. Skelettdeformitäten an Extremitäten und / oder Wirbelsäule mit daraus resultierenden, dauerhaften Haltungsschäden. Demzufolge werden oft die passiven Halte- und Verriegelungsmechanismen überbelastet, woraus zunehmend instabile Gelenke, erhöhter Verschleiss und Schmerzen mit entsprechenden Fehlhaltungen resultieren. Die deshalb benutzten Kompensationsmechanismen überlasten und schädigen weitere, bis dahin scheinbar gesunde, Strukturen.

3. Diffuse, schwer charakterisierbare Muskelschmerzen – vor allem nachts

4. Gelenkkontrakturen

5. Atemprobleme mit respiratorischer Insuffizienz (Atemlosigkeit spontan und nach Anstrengung) und Schlafapnoe-Syndrom. Die Ateminsuffizienz wird sowohl durch PPS-bedingte Störungen des Atemzentrums mit daraus folgender Schwäche der Atemmuskulatur hervorgerufen, als auch durch mechanische Behinderung bei Skoliosen. Sie tritt oft erstmals anlässlich von Infektionen der Atemwege oder länger dauernden Narkosen in Erscheinung.

6. Abnorme Kälteintoleranz resp. Wärmeintoleranz bei Sommerhitze

7. Oft ausgeprägte Lymphödeme an den Beinen, sowohl aufgrund der Inaktivität der Beinmuskulatur bei Rollstuhlfahrern, als auch ohne erklärbaren Grund

8. Gelegentlich Schluckstörungen mit erhöhtem Aspirationsrisiko, Dysphagie, Dysarthrie und Heiserkeit

9. Dann und wann Nervenschädigungen (z.B. Carpaltunnel-Syndrom) – meist durch sekundäre Schädigungen, insbesondere auch durch Hilfsmittelnutzung

10. Vereinzelt Osteoporose

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